Montag, 29. Oktober 2012

Episode 1

Auch wenn diese Nacht eiskalt war, hinderte es nicht Avery Lee daran, ihr Ziel ausfindig zu machen. Sie wollte ihren Bruder einen kleinen Besuch abstatten, mehr oder weniger spontan. Eigentlich wollte sie nur schauen, was er so trieb. Und dabei hoffte sie nicht, auf Elias zu treffen. Soweit sie wusste, hatte sie ihn bisher ein einziges Mal gesehen. Und diese Begegnung würde Avery Lee nie vergessen. Elias war überhaubt nicht davon begeistert, jemanden vom Jokarn-Clan um sich zu haben. Und das hatte sie auch unmissverständlich zu spüren bekommen. Wäre Cedric nicht dazwischen gegangen, hätte Elias sie wohlmöglich getötet. Schnell schob Avery Lee den Gedanken beiseite. Sie kam in ein Bezirk der Stadt, das auf dem ersten Blick ziemlich verlassen und heruntergekommen war. Doch der Schein trügte. Denn hinter den Mauern lauerten Rebellen, die ihren nächsten Angriff planten. Mühsam kämpfte sich Avery Lee durch die unmöglichsten Hindernisse. Mülltonnen, die zerbeult in der Gegend lagen, waren da noch das Einfachste. Endlich hatte sie ihr Ziel erreicht. Das Gebäude, vor dem Avery Lee war unscheinbar. Viele der Fenster waren zugenagelt oder mit Decken abgedeckt. Vorsichtig spähte sie in das Treppenhaus und ging langsam hinein. Kaum hatten ihre Füße die erste Stufe berührt, hörte sie neben sich ein Klicken. Ihr Atem stockte und sie blieb stehen. So war das aber nicht geplant. Da es düster war und nur wenig Licht in den Eingang fiel, konnte Avery Lee ihren Angreifer nicht sehen. Sie begann zu zappeln, um sich loszureißen, doch die Gestalt drückte sie mühelos auf den Boden.
Avery Lee: »Argh.« brachte sie hervor, als sie mit dem Gesicht auf dem Boden aufkam. »Lass mich verdammt nochmal los...« fluchte sie, doch es nützte kaum etwas.
Der Abzug einer Waffe berührte nach wie vor ihren Hinterkopf. Als die Gestalt Averys Lee gewaltsam hochriss, stieß das Mädchen einen erneuten Schmerzensschrei aus. Der Angreifer hielt aprubt inne, als Laternenlicht auf das Gesicht von Avery Lee fiel.
Cedric: »Ave!?« stieß er hervor und ließ sie augenblicklich los. Mit schmerzverzerrten Gesicht rieb sie sich ihren Hinterkopf und hoffte, das kein Haarbüschel entfernt wurde.
Avery Lee: »Überraschung.« brachte sie hervor und lächelte zaghaft.
Die Gestalt, die nun in das Licht trat, entpuppte sich als junger Herr, der nicht älter als Avery Lee selbst sein konnte.
Cedric: »Ich hätte dich beinahe erschossen! Was fällt dir eigentlich ein, dich hier um die Tageszeit aufzuhalten!?«
Avery Lee: »Schon gut, schon gut, Ced.« rief sie beschwichtigend und hob die Hände zur Verteidigung. »Ich wollte dir nur einen kleinen Besuch abstatten.«
Cedric: »Besuch abstatten?« Cedric hob die Augenbrauen und schaute seine jüngere Schwester ungläubig an. »Weißt du eigentlich, was hätte passieren können, wenn dich jemand erwischt hätte? Dieser hätte kurzen Prozess mit dir gemacht. Darüber hinaus hast du in diesem Bezirk nichts verloren...«
Cedrics Schimpftriaden ging weiter, doch Avery Lee schaltete auf Durchzug. Dieses Thema hatten beide schon zu Genüge disskutiert. Als er fertig war, seufzte sie etwas.
Avery Lee: »Warum freust du dich nicht einfach, mich zu sehen?« Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und sah ihren Bruder etwas gekränkt an. Dieser tat einen Schritt auf sie zu und berührte leicht ihren Arm.
Cedric: »Du weißt genau, dass das nicht geht.« antwortete er so gelassen, wie nur möglich.
Ein angespannter Unterton schwang trotzdem mit.
Cedric: »Dein Glück, das Elias heute nicht da ist.« Er ballte seine Hände zu Fäusten. »Ich glaub, beim zweiten Mal ist er nicht so zimperlich.« murmelte er und schaute zur Seite.
Avery Lee: »Wollen wir nicht hoch gehen?« fragte Avery Lee vorsichtig und deutete auf die Treppe.
Das Gebäude an sich verfügte über zwei Wohnungen sowie einen Dachboden. Den zweiten Stock davon benutzte Cedric davon bevorzugt als kleines Eigenheim. Überraschenderweise war das Schloss der Tür neu und unbeschädigt. Als Cedric die Tür aufschloss, drang gedämpftes Licht auf den kleinen Flur. Insgesamt brannten nur kleine Lichter in der Wohnung, wie Avery Lee bald feststellen konnte. Intakte Glasscheiben besaßen nur die kleinen Fenster. Alles andere war entweder vernagelt oder zugedeckt, wie es üblich war. Während Cedric in der Küche rumhandtierte, nahm Avery Lee Platz im Wohnzimmer. Zumindest sollte es wohl eines darstellen. Die Möbel waren schon etwas abgenutzt, aber sonst war alles ordentlich aufgeräumt. Wobei ihr Bruder nicht viele persöhnliche Gegenstände besaß. Nervös spielte sie mit ihren Fingern rum, als sie in die Küche trat und entsetzt aufschrie.
Avery Lee: »IH! WAS IST DAS DENN!?« stieß sie hervor und schaute auf sich herunter. Soweit es sich identifizieren ließ, stand sie inmitten einer gräulich, weißen Flüssigkeit, die komisch roch. Und so langsam wurde sie auch immer fester. Hilfslos trampelte sie auf der Stelle herum, ehe Cedric sie mit einen kräftigen Ruck zu sich zog. Avery Lee: »Die Schuhe kannst du mir ersetzen.« rief sie empört und betrachtete die Sohle genauer. »Kannst du nicht andere Gegenstände zum üben verwenden?« <
Es handelte sich dabei um eine Kaffeemaschiene. Oder Toaster. Zumindest vermutete sie das. Doch jetzt war davon nur noch eine zähflüssige Pfütze übrig. Auch mit den Fingernägeln ließ sich das Zeug schwer entfernen.
Cedric: »Irgendwas muss ich halt tun.« antwortete er achselnzuckend. Avery Lee: »Ich kaufe dir ganz bestimmt kein neues Gerät.« weigerte sich Avery Lee und schüttelte engerisch den Kopf.


An einem weit entfernten Ort....


Gabriel atmete tief ein. Seine Hand lag am Abzug der Barreta. In seinen Gedanken halten die Worte seines Ausbilders; „Schieß. Hab keine Gnade. Wenn du dein Ziel einmal vor Augen hast, mach keinen Rückzieher.“ Und das tat er dann auch. Ohne auf das inständige Bitten seines Opfers zu hören, drückte er ab. Blut spritze auf seine Wange, bis auf seine Brille. Während er wartete ob der blutende Körper sich noch einmal regte wischte er es fort. Keine Regung erfolgte, die Zielperson war definitiv tot. Gabriel zog ein kleines Mobiltelefon aus der Tasche. Schon nach einem Klingeln meldete sich eine raue Stimme am anderen Ende der Leitung.
Person 1: »Ist der Auftrag erledigt?«
Gabriel: »Die Zielperson ist eliminiert.« Trotz seiner jungen Jahre war seine Stimme hart.
Person 1: »Gut gemacht. Warte auf weitere Instruktionen.« Ein klickendes Geräusch ertönte. Sein Gesprächspartner hatte aufgelegt und Gabriel tat es ihm nun gleich.
Der junge Mann warf einen letzten Blick auf den Mutanten, dessen Leben er eben ausgelöscht hatte; Blut klebte überall an den schmutzigen grauen Wänden. Dann wandte er dem Leichnam den Rücken zu und verließ das schäbige Motel-Zimmer. Mit der einen Hand zog er die Tür hinter sich zu, mit der anderen faste er in seinen Mantel und zog einen Geldschein heraus. Es war eine ziemlich große Summe, die er dem Manager, am Fuß der Treppe in die Hand drückte.
Gabriel: »Das Ungeziefer ist nicht mehr. Die Regierung dankt für ihren Anruf. Und keine Sorge, innerhalb der nächsten Stunde wird unser Aufräumkommando den Dreck beseitigen.« Der Manager verbeugte sich erregt. Schweiß stand auf seiner Stirn, als er das Geld entgegen nahm.
Manager: »Haben Sie vielen Dank, Sir. Er verbeugte sich noch einige Male und murmelte noch immer vor sich hin, doch Gabriel hört ihm gar nicht mehr zu. Ohne sich seine anmerken zu lassen, wie angewidert er war, ging er aus dem verdreckten Hinterhof auf die Straße.
Eine Querstraße von dem Motel entfernt, stand ein schwarzes Auto, es hatte getönten Scheiben. Zielstrebig ging Gabriel auf es zu und stieg zu einer der hinteren Türen ein. Der Fahrer, ein Mann namens Clifford Baxton, schob seine Sonnenbrille ein Stück hinab und sah ihn durch den Rückspiegel an.
Clifford: »Alles erledigt? Gabriel nickte nur stumm. Und wohin soll es nun gehen?«
Gabriel: »Nach Hause.« Clifford legte den Gang ein, während Gabriel auf dem Rücksitz seine Brille abnahm und die Augen für einen Moment schloss. Aus einer Minute wurden fünf und dann zehn Minuten, das leise brummen des Motors machte den jungen Mann schläfrig. Vor seinem inneren Auge zogen Gesichter vorbei. Mutanten die er auf Wunsch der Regierung getötet hatte, Blut welches an seinen Händen klebte. Just schreckte er hoch.
Clifford: »Haben Sie gut geschlafen?« Gabriel schüttelte den Kopf.«
Gabriel: »Nein.« Er ließ seinen Blick durch eine der getönten Scheiben gleiten und setzte seine Brille auf. Nur langsam registrierte er seine Umgebung. Auf einer belebten Straße bog das Auto ab und fuhr durch ein schmiedeeisernes Tor, auf die Einfahrt eines großen Anwesens. Der Fahrer fuhr vor und hielt an.
Clifford: »Kann ich sonst noch etwas für sie tun?«
Gabriel: »Bleiben Sie abrufbereit, wie immer.« Gabriel öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen. Unmittelbar nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, startete Clifford den Motor und verließ mit dem Auto die Auffahrt.
Ein Butler öffnete Gabriel die Tür.
Butler: »Willkommen zu Hause, junger Herr. Wortlos ging dieser an ihm vorbei und in den Salon, wo er seinen Vater vor fand.
Gabriel: »Vater, ich bin zu Hause.« Der Mann, der in einem großen Ledersessel saß, wandte sich leicht um. Er bedachte ihn mit einem strengen Blick, bevor er die Pfeife, die er genüsslich paffte absetzte.
Vater: »Hast du deinen Auftrag zufriedenstellend erledigt?«
Gabriel: »Wie immer, Vater.« Kurz und knapp, damit war das Gespräch für seinen Vater erledigt. Der junge Mann wartete kurz, ob wiedererwartend doch noch etwas kommen würde, doch er wartete vergebens. Dann wandte er sich ab und verließ den Salon.
Einige Tage vergingen in denen Gabriel kleine Aufträge erledigte, nichts schwieriges, nichts dass ihn lange beschäftigte. Doch dann klingelte sein Mobiltelefon.
Person 2: »Die Tochter des Präsidenten wurde entführt. Alle verfügbaren Hunter sind dazu aufgerufen nach ihr zu suchen und den verantwortlichen den gar aus zu machen. Es handelt sich unseres Wissens nach um Mutanten. Wir schicken euch alle Informationen, die wir zu einem möglichen Aufenthaltsort haben.«
Gabriel: »Geht klar. Er legte auf und wartete auf die versprochenen Informationen, die nur eine Minute später per Mail eintrafen. Nachdem er diese sorgfältig geprüft hatte, verließ er das Haus, stieg in den schwarzen Wagen, der gerade vorfuhr.
Clifford: »Wohin geht es, Sir?«
Gabriel: »Wir werden die Tochter des Präsidenten retten.« Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, während Clifford den Motor startete.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen